Berlin ... mit der Cabrio-U-Bahn durch die Unterwelt

Feb 1, 2011

"Alles einsteigen ... vorsicht bei der Abfahrt!"

Das Gefährt, das jeden 2. und 4. Freitagabend im Monat um 19 Uhr am Bahnhof Alexanderplatz durch den Berliner Untergrund tuckert, ist unter den vielen außergewöhnlichen Attraktionen der Hauptstadt zweifellos eine der spektakulärsten Anekdoten aus der Berliner Unterwelt.

Drei offene Plattformwagen werden von einer knallorangefarbenen Baustellen-Lokomotive gezogen und ganz hinten hängt der sogenannten Steuerwagen dran. Auf die Plattform passen bis zu 150 Personen, und stets sind die Plätze Wochen im Voraus ausgebucht. Rücken an Rücken quer zur Fahrtrichtung sitzen die Passagiere, also schaut jeweils die Hälfte in jedem Bahnhof gegen die Wand und kann nur die diversen Kachelfarben der Berliner U-Bahnhöfe bewundern. Doch das tut der Gaudi keinen Abbruch ... beim nächsten Stopp geht der Blick ja wieder auf die winkenden Menschen im Bahnhof. Das geht so 2 Stunden lang, nur unterbrochen von einer Foto- und Toilettenpause. Zudem wird die Tour vom nicht enden wollenden Wortschwall eines Tour-Guides ganz hinten im Steuerwagen moderiert.

Zwischen Geisterbahnhof und Nazibunker

Während das kuriose Vehikel mit 25 km/h durch den Untergrund tuckert, erfahren die Passagiere so zahlreiche Anekdoten und Geschichten: dass die Schienen in der Regel keine fünf Meter unter dem Erdboden liegen, dass die U-Bahn in Berlin wie eine Kanalisation exakt unter bestehenden Straßen gebaut wurde und was es mit ovalen, eckigen und runden Tunnelformen auf sich hat. Die Cabrio-U-Bahn fährt vorbei an alten Nazibunkern und dicken weißen Strichen, die immer noch die einstigen Sektorengrenzen markieren. Außerdem rollt sie durch den ehemaligen Geisterbahnhof Heinrich-Heine-Straße, in dem während der DDR-Zeit kein Zug halten durfte. Und nach 2 Stunden endet sie wieder am Alexanderplatz, wo dann noch eine zweite Gruppe startet. Bei 40 Euro Fahrgebühr pro Gast ein echtes Geschäft für die finanziell gebeutelte Berliner Verkehrsbetriebe. Eine normale Tageskarte kostet schließlich ganze 6,50 Euro. Doch da wird bei der Durchfahrt ja auch nicht extra das Licht im Tunnel eingeschaltet.